Interview mit A-Wa: »Unsere Eltern ahnten nie, wie groß unsere Träume waren«

Foto: Hassan Hajjaj

Die Schwestern Tair, Liron und Tagel Haim haben als A-Wa den ersten arabischen Nummer-eins-Hit in Israel gelandet und kommen nun mit neuem Material zu Pop-Kultur. Ein Gespräch über eine ungewöhnliche Tradition des Remixes. Von Thomas Vorreyer

»Musik war wie ein Spiel für uns. Durch sie konnten wir die Welt, die um uns herum nicht existierte, selbst erschaffen.« Liron Haim erinnert sich an ihre Kindheit in Shaharut. Eine einzige Straße führt in das kleine Dorf hoch über der Arava-Senke. Haims Eltern, naturliebende Pioniere aus der Großstadt, hatten die Siedlung im kargen Süden Israels Mitte der 80er Jahre mit gegründet. Doch ihre Töchter sollte es schon bald wieder in die Welt ziehen. »Unsere Eltern ahnten nie, wie groß unsere Träume waren«, sagt Tagel Haim, Lirons jüngere Schwester.

Gemeinsam mit der dritten und ältesten Schwester, Tair, bilden sie eine Band. A-Wa heißt die und »Habib Galbi« ihr bislang größter Hit. Vier Millionen Klicks auf YouTube, begeisterte Kommentare aus dem gesamten arabischen Raum, Platz eins in den israelischen Singlecharts—dank einer Mischung aus traditioneller und gegenwärtiger Musik und auch dank des arabischen Textes. Das war vorher noch niemanden gelungen. Doch die Geschichte hinter diesem Hit erzählt ebenso viel von der Segregation der Völker wie der Geschlechter.

Die Tradition wohnt dabei in Großmutters guter Stube. Die Haims stammen von Jemeniten ab. Im Jemen hatte es über Jahrhunderte eine große jüdische Gemeinde gegeben. Schon vor der Unabhängigkeit Israels 1948 kommt es zu Pogromen, im Verlauf des Palästinakrieges verschärft sich die Situation dann so sehr, dass bis 1950 fast 50.000 Juden überwiegend per Flugzeug evakuiert werden. »Unsere Großmutter kam damals mit 13 Jahren nach Israel«, berichtet Liron. »Die Heirat mit unserem Großvater fand unterwegs statt. Hebräisch sprach sie nicht, denn das war im Jemen den Männern vorbehalten.« Oma Haim versucht sich schnellstmöglich zu integrieren und versteckte deshalb jahrelang ihre arabisch-jeminitische Kultur. Mit ihren Enkeln spricht sie Hebräisch. Doch sie singt ihnen auch die Lieder ihrer Kindheit vor. Erfreulicherweise.

Es gehört zu den Riten der Jemenitinnen, dass sie bei der Hausarbeit singen. Einst, im Jemen, verbrachten sie das Gros des Tages aufgrund strikter religiöser Regeln getrennt von ihren Männern, aber in Gesellschaft mit anderen Frauen. »Die Verbindung der Jüdinnen zu den Araberinnen war größer als zu ihren Partnern«, fasst es Liron zusammen. Während die Frauen sich also um Haushalt und Kinder kümmerten, stimmten sie arabische Lieder an und entflohen dabei dem Alltag, so Liron: »Der Gesang war die einzige Möglichkeit der Frauen, ihre Gefühle offen auszudrücken.« In »Habib Galbi« heißt es etwa: »Liebe meines Herzen, meiner Augen/ Ein Rätsel ist mir, wer dich gegen mich aufgebracht hat.« Aber der Gesang sei oftmals auch Spiegelbild ihrer Hoffnungen gewesen. Im erfolgreichen Musikvideo zur Single versuchen A-Wa, diese Träume zu erfüllen.

Das Trio mimt drei Frauen, die in der Wüste die Hausarbeit eines Patriarchen erledigen. Bis sie schließlich in einem Jeep und in leuchtend pinken Galabias, den traditionellen Kleidern der Region, entfliehen. »Den Frauen, die wir in unserem Video spielen, gibt niemand ihre Freiheit. Sie nehmen sie sich einfach«, umschreibt es Liron.

»Pink bildet den größtmöglichen Kontrast zur Wüste und ist die weiblichste Farbe, die wir uns vorstellen konnten: eine Farbe der Freiheit und des Optimismus.«

Und in Pink schaffen sich A-wa eine neue Welt.

Dass es Lieder wie »Habib Galbi« sind, mit denen A-Wa bekannt geworden sind, liegt auch an Tomer Yosef von der Band Balkan Beat Box. Der Produzent ist ebenfalls Jeminit und entdeckt die Schwestern über YouTube, wo sie Gesangsvideos hochgeladen hatten. Auf Englisch, auf Hebräisch und Arabisch. „Tomer meinte: Wisst ihr, ihr klingt toll auf Englisch und Hebräisch, aber da gibt es immer diesen jeminitischen Anklang“, erinnert sich Liron. „Warum geht ihr dem nicht ganz nach?“

A-Wa verbinden das Alte mit dem Neuem

Gesagt, getan. Gemeinsam nimmt man zwölf jemenitisch-arabische Klassiker für ein erstes Album auf. Die dreistimmig vorgetragene Folklore wird unterlegt mit Bandsound und Beat. Letzterer orientiert sich an unter anderem an HipHop und Reggae, jenen Sounds, mit denen die Haims in den 90ern von MTV beschallt wurden. Das passt wohl auch deshalb so gut zusammen, weil das jemenitische Liedgut ein Vorläufer der heutigen Remix-Culture ist – mündlich weitergegeben und wandelbar, wie Tagel berichtet: »Jede Frau kann und konnte Zeilen hinzufügen oder wegnehmen, weshalb es sehr viele unterschiedliche Varianten einzelner Lieder gibt.« Die Haims setzen diese Tradition nun selbstbewusst fort.

In angespannten Zeiten wie diesen, gelingt es A-Wa dabei jüdische Israelis und Araber gleichermaßen anzusprechen. Bei ihrem ersten Konzert in Berlin, im letzten Jahr im Lido, sangen Israelis, Libanesen, Syrer die Zeilen mit, Amerikaner und Deutsche tanzten ausgelassen mit ihnen. Und hier in Deutschland stand eine jemenitische Sängerin bereits schon einmal an der Spitze der Charts. Weltstar Ofra Haza war das, 1988, mit dem Song „Im Nin’alu“, der allerdings auf einem alten hebräischen Gedicht basiert. »Haza hat viele Türen geöffnet«, findet Tagel. »Noch bevor es YouTube gab, hat sie jemenitische Musik bekannt gemacht.« Während auf Hazas Erfolgssingle aber noch das Etikett »World Music« abgedruckt wurde, kann die heutige Generation über solche Klischeebegriffe bestenfalls nur lachen.

Ihr in Israel bereits lange erhältliches Debütalbum ist in Mitteleuropa bislang noch nicht erschienen. Dafür haben A-wa in der Zwischenzeit an neuen, dieses Mal selbst geschriebenen Liedern gearbeitet. Sie bedienen sich gleichermaßen der arabischen, englischen und hebräischen Sprache und werden bei Pop-Kultur erstmals live hierzulande zu hören sein. »Das Alte mit etwas Neuem und Eigenem zu verbinden, das hat in Israel Tradition«, sagt Liron.

Ihre Großmutter wird auch das sicherlich freuen. Seit dem Erfolg ihrer Enkeln spricht sie plötzlich wieder munter Arabisch und erinnert sich an die Zeiten im Jemen. Ihre alte Welt scheint wieder zu ihr zurückgekommen.

A-Wa performen bei Pop-Kultur live am 1.9. im Heimathafen Neukölln. Tickets und weitere Informationen gibt finder ihr hier.


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PK - 20percent_Off

Eins, zwei … Oh, hallo! … Moment … Wir sind gleich so weit … 13, 14 … 14! Nur noch 14 Tage bis Pop-Kultur, liebe Leserinnen und Leser!

Es sind nur noch zwei Wochen bis zu der nächsten Ausgabe von Pop-Kultur, die am Mittwoch, dem 31. August beginnt. Gut, am Vorabend veranstalten wir bereits ein nicht ganz so kleines Konzert mit Mogwai im Admiralspalast (wir informierten Sie dazu bereits), aber damit wären wir schon direkt bei einem ganz alltäglichen Problem, welches junge Festivalenthusiastinnen genauso betrifft wie alte Hasen: die Qual der Wahl. Genau, wen soll man sich wo wann angucken, wenn es doch so viele Shows gibt?

Bei Pop-Kultur haben wir deshalb wieder unser bewegungsförderndes Modulsystem am Start. Heißt: Sie können sich Ihr Festivalprogramm individuell selbst zusammenstellen, um so viel wie möglich Unterschiedliches von Pop-Kultur zu erleben, durch den Bezirk Neukölln zu streunern, tanzen, hören – und zahlen dabei auch nur für die Sachen, die Sie wirklich sehen wollen.

Der magisch düstere Altenative Pop von Cat’s Eyes im Heimathafen z.B. oder das sonnige DJ-Set von Metronomy Mastermind Joe Mount im Huxley’s Neue Welt. Und manche von Ihnen mögen es gern schwitziger und moshen zu New Yorks dreckigstem Punk-Export Show Me The Body im Keller oder euphorisieren sich zu ABRA’s heißen R&B-Vibes im SchwuZ. Und das arabischsprachige, iraelische Pop-Trio A-Wa haben wir hier noch gar nicht erwähnt, von der türkischen Legende Selda Bağcan ganz zu schweigen. Sie merken schon, da geht einiges. Aber natürlich, manch einer muss am Mittwochabend vielleicht früher weg als an einem Freitag. Wir haben Verständnis dafür und auch hochwertige Tipps zusammengetragen von Expertinnen und Experten wie DJ Phono, Robert Stadlober oder Sonja Eismann. Deren Programmfahrpläne finden sie unter der Reihe »How to Pop-Kultur«.

Neugierde wird belohnt: Ab drei Tickets gibt es einen Gesamtrabatt von 10%, bei fünf sogar 20% in unserem Ticketshop.

Und da haben wir es uns auch nicht nehmen lassen, das Festival noch weiter auszubauen: Simi Will bringt ihre legendäre Kiez-Kneipen-Talkshow für eine einmalige Sondersendung ins Prachtwerk mit den Gästen Christian Brandes (»Schlecky Silberstein«) und Eva Löbau (»Tatort«). Die talentierte israelische Newcomerin Noga Erez ergänzt außerdem das SchwuZ Line-Up am ersten Abend. Die angehenden Broadcast-Thronfolger von Virginia Wing sind der formidable Ersatz für die leider verhinderten No Joy, Jenni Zylka spricht mit Jens Balzer über Pop und beyond. Roosevelt spielt nun nicht nur live, sondern entführt mit einem DJ Set auch in seine ganz eigene Disco. Und Phil Collins präsentiert seinen Film »Tomorrow Is Always Too Long« im Passage Kino. Wissen Sie Bescheid!

Neu dabei: Simi Will, Virginia Wing, DJ Lobotomy

Allerhand, allerhand. Pop-Kultur in allen Facetten und für Sie bereits perfekt vormoduliert. Nun sind Sie dran: Modulieren Sie mit, kombinieren Sie und stellen Sie sich so ihren eigenen Fahrplan zusammen und dann sehen wir uns in zwei Wochen.

Pop-Kultur Go – Catch ‚Em All!

 


How to Pop-Kultur mit … Chris Köver

Chris Köver

So langsam rückt Pop-Kultur 2016 ja in spürbare Nähe und jeder von euch sollte sich inzwischen mit unserem Modulplan auseinandergesetzt haben. Chris Köver hat genau das getan und sich einen Kopf gemacht. Die Mitbegründerin des Missy Mazines schreibt inzwischen für WIRED Germany und ist quasi zu gleichen Teilen Nerd und Feministin, d.h. bei WIRED geht es in ihren Artikel genauso um Feminismus, wie bei Missy um Tech-Themen. Na ja, und irgendwie umweht Chris Kövers Plan für den 1. September ebenfalls diesen Bereich, weshalb wir euch an dieser Stelle mit dem neusten „How to Pop-Kultur“ versorgen.

Am Donnerstag geh ich erst mal zum Talk von Fatima Al Qadiri. Habe schon ihre Global .Wav Kolumnen im DIS magazine gerne gelesen und wenn eine arabische Künstlerin ein Album über Polizeigewalt in den USA macht, dann will ich hören, was sie dazu zu sagen hat.

Danach freue ich mich schon tierisch auf Skinny Girl Diet. Habe vor einem Jahr in einem britischen Fanzine das erste mal von der Band gelesen und war sofort verknallt. Postpunks feministische Töchter, will mehr davon.

Wenn die Energie noch reicht, geht’s weiter zu Tellavision, Fee Kuertens Soloprojekt. In Hamburg habe ich einmal miterlebt, wie sie bei einem Konzert im Plattenladen Hanseplatte mit irgendwelchen selbstgehackten Geräten das Publikum regiert hat. Das hat mich extrem beeindruckt. Danach bin ich wahrscheinlich glücklich, betrunken und müde und schleppe mich Heim, weil am nächsten Tag wieder irgendwelche Texte geschrieben werden müssen.

Wer sich den Pop-Kultur Plan von Chris Köver selber zusammenstellen möchte, der bekommt mit dem »Wahl-Abo« einen Rabatt von 10%. Und ab 5 Tickets gibt es sogar ganze 20% Rabatt.


Lieblingslieder von The KVB: Exklusive Pop-Kultur Playlist

THE KVB

Die Vielschichtigkeit unsere Pop-Kultur Module ist etwas, das uns enorm wichtig ist. Nehmen wir doch einfach mal den 2. September Abends im Huxleys Neue Welt. Der unkaputtbare Thurston Moore kommt vorbei mit seiner Band und präsentiert noisige Gitarrenriffs während uns davor Zola Jesus in ihre synthetischen Klangwelten entfühen wird. Und ganz zu Beginn des Abends spielen The KVB zum dunklen Schwelgen auf.

Nicholas Wood und Kat Day sind definitiv von der produktiveren Sorte. Seit ihrer Gründing im Jahr 2010 haben die beiden im Schnitt ein Album pro Jahr aufgenommen und präsentieren darauf einen magisch düsteren Mix aus Shoegaze, Industrial, Krautrock und Electronica. Das Resultat klingt dann wie ein irgendwie bedrohlicher, aber doch angenehmer Albtraum und wir können es kaum erwarten, diesen live bei Pop-Kultur 2016 zu hören.

Für den Spotify-Account von Pop-Kultur haben THE KVB eine exklusive Playlist kompiliert mit Favoriten aus dem laufenden Jahr, aber auch Songs mit Berlin-Bezug. Eine durchaus düstere Auswahl. Warum sind wir nicht überrascht?

THE KVB spielen live am 2.9. im Huxleys Neue Welt. Tickets für den Auftritt gibt es hier. Wer drei oder mehr Module für Pop-Kultur bucht, bekommt einen 10%igen Rabatt. Einfach »Wahl-Abo« im Shop auswählen und los geht’s.

 


How to Pop-Kultur mit … Robert Stadlober

Robert Stadlober
Foto: Christian Pitschl

Einer Vorstellung bedarf Robert Stadlober eigentlich nicht mehr. Der versierte Schauspieler und Musiker ist seit beinahe zwei Dekaden nicht mehr aus dem deutschen Kreativbetrieb wegzudenken. Ständig auf Achse und mit neuen Projekten bestückt, ist Stadlober stets für das Unerwartete zu haben. Jüngst hat er beispielsweise das Hörbuch zur Biografie von Moby eingesprochen. Kein Wunder, dass die Vielschichtigkeit von Pop-Kultur natürlich auch Robert Stadlober anspricht. Hier ist sein persönlicher Fahrplan für das Festival-Freitag 2016.

Zuerst Jens Balzer. Den les ich sonst immer zum Frühstück in der Zeitung, was mir meist sehr durch den Tag hilft. Hernach Heimathafen. Exploded View und Malcolm Middleton. Erstere kenne ich nicht und will es dringend ändern, letzterer hat mich mit durch manch durchtrunkene Nacht gelotst, warum nicht auch mal nüchtern sehen. Algiers sind mir dann glaub ich zu IN.

Also zurück ins Prachtwerk zu Joel Gibb. Seine Hidden Cameras waren auch mal sehr IN, da hatte ich noch den NME abonniert. Und der hatte damals ausnahmsweise mal recht. Mittlerweile ist der NME so etwas wie früher das 030 Magazin in Berlin, nur für England. Joel Gibb aber macht immer noch sehr gute Platten und vor allem sehr gute Konzerte. Das ist ein Fakt. Dann schnell ins Passage Kino. Vielleicht hat Hendrik Otremba später angefangen. Sonst bekomm ich halt das Ende mit. Den Rest erzählt er mir wenn er mich nach dessen sicher enorm erhellender Lesung, Richard Hell vorstellt, mit dem wir dann gemeinsam noch auf ein beschwipstes Gute Nacht Tänzchen zu Zebra Katz und dem Rest der Kracher Party ins SchwuZ spazieren.

Robert Stadlober bleibt weiterhin rastlos. Ende September ließt er mit KollegInnen die gesamte „Ästhetik des Widerstands“ von Peter Weiss an 10 Tagen im Hebbel am Ufer, im Rahmen des Festivals zum 100. Geburtstag von Peter Weiss. Außerdem schreibt er momentan an einem neuen Theaterstück, welches Anfang nächsten Jahres durch MitgliederInnen der Oktavistischen Internationale im Ackerstadtpalast in Berlin zur Aufführung kommen wird.

Wer sich den Pop-Kultur Plan von Stadlober selber zusammenstellen möchte, der bekommt mit dem »Wahl-Abo« einen Rabatt von 10%.


How to Pop-Kultur mit … Michel Abdollahi

Foto: Tim Bruening

Conférencier, Performance-Künstler, Maler, Journalist, Literat – Michel Abdollahi ist vieles, aber vor allem nicht angepasst. Der Hamburger mit Wurzeln im Teheran trägt duch humoristische und investigative Beiträge nicht nur Einiges zur Verbesserung der hiesigen Interkulturalität bei, sondern ist auch stellvertretender Vorsitzender des Hamburger Landesfachausschusses für Integration. Für Vielfalt ist bei Pop-Kultur gesorgt, sowohl in Sachen Herkunft, als auch Musikalität. Da bietet sich ein „How To Pop-Kultur“ mit Michel Abdollahi direkt an, oder?

Also eigentlich wollte ich am Mittwoch zu Phil Collins, bis ich gesehen habe, dass es gar nicht der singende Frosch von Genesis ist, sondern der britische Videokünstler. Jetzt erst recht. Danach ruhe ich mich mit The Weather Station (es wird sehr zart werden, hoffe ich) etwas aus und betrinke mich, um gestärkt Kathrin Weßling zu lauschen. Kathrin höre ich so gerne zu. Sie erzählt so wahnsinnig gut. Wir kennen uns schon lang. Ich hoffe sie ist dann auch schon etwas betrunken. Dann schlafen.

Donnerstag Selda Bağcan & Boom Pam, wilde Mischung, muss ich hören. Sie erinnert mich an so viel. Und ich finde es gut, dass sich Anatolien und Israel hier musikalisch treffen. Freitag ist Heimathafen Tag. Diesmal mit Algiers. Gefühlt schon zartester Brit-Pop, aber aus Atlanta. Ich hoffe es regnet, dann passt es noch besser.

Wer sich den Plan von Michel Abdollahi selber zusammenstellen möchte, der bekommt mit dem »Wahl-Abo« einen Rabatt von 10%.


How to Pop-Kultur mit … Sonja Eismann

Foto: Alicia Kassebohm

Wenn schon den Genderfragen stellen, dann bitte schön mit Exptertise. Sonja Eismann ist nicht nur Mitherausgeberin des geschätzten Missy Magazines, sondern beschäftigt sich sehr gerne mit der Repräsentation von Gender in der Popkultur, feministischem journalistischem Schreiben und Fashion Studies. Da bietet sich die Vielfältigkeit des Pop-Kultur Line-Ups für 2016 ja förmlich an. Für das neueste „How to Pop-Kultur“ hat sich Sonja Eismann daher Donnerstag, den 1. September vorgenommen. Hier kommen ihre Tipps.

Für mich als Kiezhockerin – im Gegensatz zur Kiezhopperin, oder ist das wieder so was, woran man angeblich uncool unalteingesessene Berlinerinnen erkennt, so wie Kreuzkölln, wo ich wohne und was man angeblich gar nicht sagt? Egal – ist das ja ideal. Ich muss mich am 1. September nur auf das Fahrrad setzen und die Karl-Marx-Straße runterrollen (Achtung Verkehr), und dann ist alles schon da. Anfangen würde ich gerne mit dem Talk von Fatima Al Qadiri im Passage Kino und dabei hoffen, dass sie nicht nur was über ihre Hipster-Fashion-Friends wie Telfar Clemens erzählt und ob Berlin jetzt auch an denen partizipieren kann (der Berlin-Biennale-Merch ließ es ja fast vermuten), sondern auch auf erhellenden Input zu Gulf Modernism.

Im Heimathafen Neukölln bin ich danach, wie wohl alle, extrem gespannt auf A-Wa, die mich mit ihrem tollen Desert-Chic-Video zu „Habib Galbi“ sofort gekriegt haben. Vielleicht bekomme ich davor sogar noch etwas von ESKA, der „singenden Mutter“, mit? Das wäre spitze, und nicht nur, weil ich doch selbst eine „schreibende Mutter“ bin.

Danach auf jeden Fall noch kurz zu SassyBlack, bei der ich gespannt bin, wie deren afrofuturistischer, auch liebevoll als „Granola HipHop“ bezeichnete Sound als Hälfte von TheeSatisfaction sich solo als DJ anhören wird.

Dann schnell in den Keller geschlüpft zu Skinny Girl Diet, denn wie WoC-Riot-Grrrl anno 2016 klingt und performed wird, interessiert mich, wenn auch nicht mehr primär soundtechnisch, so politisch doch auf jeden Fall.

Fishbach im SchwuZ würde ich gerne, zumindest kurz sehen, weil meine Lektüre des französischen Magazins Les Inrocks sie mir schon des öfteren als Hype der Stunde vorgeschlagen hat, und dann natürlich zu Fatima Al Qadiris DJ-Set.

Der Sonja Eismann Pop-Kultur Plan für den 1. September

18.30h – 20h Passage Kino, Talk Fatima Al Qadiri
19h – 22h Heimathafen Neukölln, ESKA und A-Wa
22h – 1h Keller, Skinny Girl Diet
22h – 4h SchwuZ, Fishbach, Fatima Al Qadiri, DJ SassyBlack

Wer sich den Plan von Sonja Eismann selber zusammenstellen möchte, der bekommt mit dem »Wahl-Abo« für den Donnerstag einen Rabatt von 10%.

 


Pop, Lyrik, Behinderungen, Transhumanismus, Post-Kolonialismus, Depression und wieder POP

Pop ist Performance, liebe Freunde der Pop-Kultur,

und nie war ein Klick in unseren Ticketshop besser als heute, schließlich haben wir brandneue Bestätigungen! Und diese drücken Pop in all seinen Facetten aus. Oder heißt es »in all ihren«? Der-die-das POP? Vielleicht sollten wir das ja beim Festival nochmals klären … Jedenfalls:

Die wunderbare Discoband Metronomy hat ein neues Album am Start. »Summer 08« heißt es und wird von Mastermind Joseph Mount ganz summer ‘16 like nicht als Konzert dargeboten, sondern in exklusiven DJ-Sets vorgestellt. Der Meister will es so. Und wir auch. Ergo findet die einzige Deutschlandshow während unseres Festivals statt.

Metronomy Mastermind Joseph Mount

Und wo wir schon bei Solisten sind. Der Kulturstaatssekretär und ehemalige Universal Deutschland Präsident sowie Ex-Geschäftsführer des Indies Motor Entertainment, Mr Tim Renner, wird mit Pop-Redakteur Jens Balzer über dessen neues Buch »POP. Ein Panorama der Gegenwart« sprechen.

Und überhaupt wird bei Pop-Kultur viel von und über Pop(-Kultur-und-Musik) geredet. So auch von Isolation Berlin-Sänger und Texter Tobias Bamborschke, der Schriftstellerin Kathrin Weßling und dem Radiomoderator und -Redakteur Andreas Müller (Deutschlandradio Kultur/ radioeins). Zu dritt sprechen sie zum Thema »Pop & Depression«, während ein weiterer Talk Pop, Behinderungen, Avantgarde und Transhumanismus gewidmet ist: In der vom Deutschlandradio Kultur konzipierten Runde treffen der MC Graf Fidi, Dr. Heike Raab und die beiden Redakteure Hartwig Vens und Dirk Schneider aufeinander.

Juliana Huxtable im Talk und mit exklusivem DJ-Set

Richtig konfrontativ wird es bei Ryan Mahan von der auch während Pop-Kultur auftretenden Band Algiers. Er verhandelt mit dem Guardian-Journalisten Josh Hall die Eindringlichkeit von Horrorfilmmusik unter dem Blickwinkel, was sie uns über strukturellen Rassismus und die (westlich) gesellschafftliche Leerstelle namens Post-Kolonialismus verraten kann. Nicht weniger avanciert geht es bei den beiden All-around-Künstlerinnen Fatima Al Qadiri und Juliana Huxtable zu, die, nachdem sie für die Berlin Biennale erstmals gemeinsam zusammengearbeitet haben, nun die Zwischenräume von Lyrik und Musik auf dem Podium ergründen. Huxtable, deren Arbeiten im New Yorker Guggenheim zu erleben waren, die die legendäre Party-Reihe »Shock Value« mitgegründet hat und Teil des House of Ladosha ist, wird zudem ein exklusives DJ-Set bestreiten.

Last but not least, freuen wir uns, verkünden zu dürfen, dass unser Festival Art Director Scott King einige seiner raren Pop-Artefakte im Rahmen des Festivals im Vollgutlager ausstellen wird. Darunter: das Prachtstück seiner Sammlung, das Feuerzeug Kurt Cobains, welches Sie natürlich bereits aus Paul Kellys von Pop-Kultur produzierter Dokumentation »Kurt’s Lighter« kennen.

Das komplette Programm gibt es an dieser Stellle. Und nicht vergessen, wer mindestens drei Module im Ticket Shop mittels »Wahl-Abo« kauft, der kann 10% beim Ticketkauf sparen.

Pop-Kultur. Programm 2016

ABRA · AL ENGLISH · ALEX.DO · ALICE COHEN · ALGIERS · ANDREAS MÜLLER · ANA ANA · A-WA · BEST FRIENDS · BRANDT BRAUER FRICK · CAT’S EYES · COLIN NEWMAN · DEADBEAR · DIÄT · DIRK SCHNEIDER · DR. HEIKE RAAB  · ESKA · EXPLODED VIEW · EZRA FURMAN · FAI BABA · FATIMA AL QADIRI · FISHBACH · FRANKIE COSMOS · GIRLS NAMES · HARTWIG VENS · HEIMER · HENDRIK OTREMBA · IMARHAN · IMMERSION · JENS BALZER · JULIANA HUXTABLE · JOHN ROBERTS · JON SAVAGE · JOSH HALL · KARIES · KATHRIN WESSLING · KEØMA · LEVIN GOES LIGHTLY · LIARS · LUH · MALCOLM MIDDLETON · MARK FARROW · MATTHEW HERBERT · MC GRAF FIDI · MIKO · MISSINCAT · MOGWAI · MULE & MAN · MY BUBBA · NAKED · NANCY PANTS · NO JOY · PINS · PHIL COLLINS · RICHARD HELL · ROOSEVELT · ROYAL COMFORT · RROXYMORE · RYAN VAIL · RYAN MAHAN · SASSYBLACK · SCHWUND · SCOTT KING · SELDA BAĞCAN & BOOM PAM · SHOW ME THE BODY · SKINNY GIRL DIET · SARAH MILES · STARA RZEKA · TELLAVISION · THE HIDDEN CAMERAS · THE KVB · THE NUMERO GROUP · THE WEATHER STATION · THURSTON MOORE BAND · TIM RENNER · TOBIAS BAMBORSCHKE · METRONOMY · MOORE BAND · TRÜMMER · TYGAPAW · U.S. GIRLS · VALERIE TREBELJAHR · YOUR FRIEND · ZEBRA KATZ · ZOLA JESUS

https://www.youtube.com/watch?v=HA4etK0E7-A


How to Pop-Kultur mit … Birger Schmidt

Birger Schmidt
Was für ein Turnier! Die Schlachtrufe der Isländer, die verrückten irischen Fans und das nicht enden wollende Elfmeterschießen zwischen Deutschland und Italien.  Gut, manchen mag die Fußball-EM 2016 eher weniger interesieren, aber Birger Schmidt gehört sicher nicht dazu. Der Gründer und Leiter des Fußballfilmfestivals „11mm“ sowie Geschäftsführer von Lernort Stadion e.V. ist ein bekanntes Gesicht und gefragter Experte, wenn es um das runde Leder geht. Dass sich Pop und Ballsport nicht ausschließen, liegt dabei auf der Hand, weshalb Birger Schmidt für uns sein Wunsch-Programm für den Freitag von Pop-Kultur 2016 zusammengestellt.

Ach, was freu ich mich auf den 2. September und viel Pop-Kultur!

Beginnen werde ich meine Tour im Prachtwerk mit der Lesung von Jens Balzer, den ich sehr für seinen vornehmen Tonfall schätze und dafür, dass er einem goldene Beobachtungen aus den Niederungen des Pops schenkt. Danach geht es in den Heimathafen zu Malcolm Middleton. Mir gefiel die dezente Elektronik und der Schrammel-Charme von Arab Strap sehr und ich werde Balladen wie die „of fuck all“ genießen.

21.20h: Huxley’s Neue Welt. Sagenhafte 35 Jahre nach Gründung der fabelhaften Sonic Youth steht dort Thurston Moore mit seiner Band auf der Bühne. Gewiss gibt es reichlich auf die Ohren, wenn New Yorker „Noise Rock“ vom Besten zelebriert wird. Und um mit meinen musikverrückten Töchtern ein wenig mitreden zu können, endet der Tag mit den mir noch unbekannten Pins und Best Friends im Keller.

Wer sich den Plan von Birger Schmidt selber zusammenstellen möchte, der bekommt mit dem »Wahl-Abo« für den Freitag einen Rabatt von 10%.


Der Klang von Keøma: Eine exklusive Pop-Kultur Playlist

KEOMA
Die australische Wahl-Berlinerin Kat Frankie bedarf eigentlich keiner Vorstellung mehr. Keøma, ihr noch recht frisches Projekt mit dem Kölner Musiker Chris Klopfer allemal. Den melancholische bis melodramatische Electro-Pop ihres selbstbetitelten Debüts bringen sie live bei Pop-Kultur am 1. September auf die Bühne. Grund genug, Herrn Klopfer mal zu fragen, wie denn der der Sound von Keøma zustande kommt. Die Antwort erfolgt – wie könnte es anders sein – in Form von Musik und dieser spannenden Playlist für den Pop-Kultur Spotify-Account.

Die Playlist zeigt ganz gut wie wir uns Inspiration für unser gemeinsames Keøma Album geholt haben. So wie die Playlist bunt gemischt ist wie zB. RnB von Miguel gibt es auch klassische Rockmusik wie Bruce Springsteen.

Da wir unser Album selber aufgenommen haben, hatten wir viel Zeit und konnten viele Stile reinbringen die wir mögen. Wenn man so über die Playlist schaut ist auch auffallend das der Großteil der Künstler aus der USA kommt.

Es war für uns beide eine Möglichkeit ein sehr freies Pop Album zu machen was wir für unsere Soloprojekte vielleicht nicht gemacht hätten.

Keøma spielen live am 1.9. im Huxleys Neue Welt. Tickets für den Auftritt gibt es hier. Wer drei oder mehr Module für Pop-Kultur bucht, bekommt einen 10%igen Rabatt. Einfach »Wahl-Abo« im Shop auswählen und los geht’s.