Jessica Pratt ist eine Sängerin mit Gitarre. Das muss man erstmal so grundfundamental konstatieren, weil Pratt dem Genre »Folk«, das eigentlich als erste Zuschreibung einfallen würde, selbst nicht so viel abgewinnen kann. Zu Recht. Denn ja, was die Künstlerin von der sonnigen Westküste der USA auf ihren ersten beiden Alben vorlegt, ist gewissermaßen schon Folk, aber eben auch wieder nicht.
Inspiriert von den nun auch nicht gerade kategorisierungsfreudigen Arthur Rimbaud und Bob Dylan bastelt sich Pratt ihre Songs fröhlich zusammen, lässt mal plötzlich und beschwingt Duran Duran einfließen, sinniert dann wieder mit kehliger Stimme vor sich her, nur um später wieder die höheren Töne zu treffen. Da überrascht es wohl kaum, dass ihre Texte auch stets zwischen Aufbruch und Abschied, Visionen und Melancholie oszillieren. Ein richtiges Panorama, aus Minimalismus heraus geboren, dessen Fortsetzung Jessica Pratt mit neuen Songs bei uns vorstellt.