Was lässt das Regime zu? Welche Kanäle der individuellen Entfaltung bleiben bzw. wie schafft man sich diese? Wie bildet sich eine Szene? Die DDR war eine Diktatur. Ein Staat, der seine Bürger nach einem sozialistischen Einheitsideal formen wollte. Dennoch (oder gerade deswegen) gab es eine sehr aktive Untergrundmusikszene, zu der auch Henryk Gericke, Sänger der Punkband The Leistungsleichen und Herausgeber mehrerer illegaler Editionen gehörte.
Gemeinsam mit Moderatorin Conny Lösch erörtert Gericke in diesem Talk die damaligen Bedingungen für die freie Szene. Die Berlinerin Lösch war jahrelang Feuilletonredakteurin bei der Jungen Welt, parallel begann sie als Übersetzerin zu arbeiten. Autor*innen wie Don Winslow, Gail Jones und Ian Rankin werden von ihr ins Deutsche überführt. Auch zahlreiche Standardwerke über Punk von etwa Jon Savage, Viv Albertine und Simon Reynolds übersetzte Lösch.
Diese Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt.Über »Too Much Future«
Man spricht Punk im Westen nicht die Sprengkraft ab, wenn man behauptet: Im Osten, in der DDR, da war das alles eine andere, essentielle Angelegenheit. In Ostberlin & Co stand Politik vor dem Pop, reagierten junge Leute auf Mangel statt Konsumhölle und boten Widerstand gegen ein übergriffiges System. Zum Außenseiter im Zwangskollektiv allerdings machten einen unfreiwilligerweise die eigenen Hoffnungen, Forderungen und Nöte. Der heutige Autor, DJ und Kurator Henryk Gericke war Anfang der 80er Sänger der Ostberliner Punkband The Leistungsleichen, später auch Subkulturverleger im politischen und künstlerischen Untergrund. In Anknüpfung an zahlreiche von ihm mitorganisierte Ausstellungen und Veröffentlichungen zum Thema, blickt er nun drei Festivaltage lang auf Subkultur jenseits der Mauer(n) und dabei im Speziellen auf die Punk-Bewegung. Dieser Schwerpunkt verbindet dabei Talks, musikalische Talk-Performances als »Vorspiele«, eine Filmvorführung sowie ein DJ-Set.